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In der Welt der industriellen Automatisierung kommt ihnen eine wichtige Rolle zu: Speicherprogrammierbaren Steuerungen oder kurz SPS-Steuerungen. Sie sind das Herzstück von Fertigungsanlagen und Produktionsprozessen und gewährleisten einen reibungslosen Ablauf. Doch wo Technologie im Einsatz ist, gibt es Risiken. Wir zeigen die größten Herausforderungen im Umgang mit SPS-Steuerungen aus Sicht der Sicherheit und des Datenschutzes - und geben viele anschauliche Beispiele und Tipps, wie Sie SPS-Steuerung sicher handhaben.
Neulich bei einer Begehung der Unternehmensräumlichkeiten. Die Begutachter wollten sich unter anderem ein Bild machen, welche Technikräume und Steuerungsanlagen vorhanden sind, wie diese geschützt sind und wie sie genutzt werden. Es handelte sich, um es vorsichtig auszudrücken, um eine robuste Produktionssteuerung mit der Maßgabe „Hauptsache, es funktioniert!"
Entsprechend sah die Lagerung der Kästen aus, in denen unter anderem Systeme zur speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) frei zugänglich waren – auch für Unbefugte. Die Anlage weckte den Eindruck, dass hoffentlich keiner die hier herumhängenden Kabel berührt – oder es besteht Gefahr, dass die Produktion gestört wird oder sogar ausfällt. Warum ist das heikel?
Klären wir zunächst, was eine SPS-Steuerung genau ist. Speicherprogrammierbare Steuerung ist ein Computersystem, das in industriellen Anwendungen zum Einsatz kommt, um Maschinen und Produktionsprozesse zu automatisieren und zu steuern. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um einen intelligenten Schaltkasten, der verschiedene elektrische und mechanische Geräte miteinander verknüpfen kann.
Wie SPS-Steuerung funktioniert, verdeutlicht ein einfaches Beispiel. Stellen Sie sich eine Fertigungsstraße in einer Fabrik vor, auf der Teile montiert werden. Hier sind die grundlegenden Schritte:
1) Erfassung von Informationen
Sensoren erfassen Informationen, z. B. die Position eines Teils auf dem Förderband oder die Temperatur eines Ofens.
2) Entscheidungen treffen
Die SPS-Steuerung erhält diese Infos und trifft Entscheidungen auf der Grundlage von bestimmten Regeln und Programmcode. Zum Beispiel könnte sie entscheiden, die Temperatur des Ofens zu erhöhen, wenn sie zu niedrig ist.
3) Aktuierung von Aktoren
Die Aktuierung ist ein entscheidender Schritt in der Automatisierung und Steuerung von industriellen Prozessen und Anlagen. Sie ermöglicht, die gewünschten Aktionen in vorgegebener Weise auszuführen, um den Produktionsprozess oder die Maschine zu steuern. Die SPS-Steuerung sendet dazu Signale an Aktoren wie Motoren, Ventile oder Pumpen. In unserem Beispiel könnte dies bedeuten, dass der Ofen höher erhitzt wird oder das Förderband gestoppt wird.
4) kontinuierliche Überwachung
Die SPS-Steuerung überwacht kontinuierlich die Sensoren, um sicherzustellen, dass die gewünschten Zustände erreicht werden. Sie passt die Steuerung entsprechend an.
5) umfassende Datenverarbeitung
Die gesamte SPS-Steuerung erfordert umfassende Datenverarbeitung. Viele Daten sind technischer Natur, es sind aber auch personenbezogene Daten betroffen.
Dieses grundlegende Beispiel veranschaulicht, wie Speicherprogrammierbare Steuerung arbeitet.
SPS-Steuerungen können allerdings wesentlich komplexer sein und kommen in komplizierten Produktionsprozessen zum Einsatz, etwa in der Automobilindustrie, der Lebensmittelverarbeitung und anderen Branchen.
Was passiert, wenn Unbefugte oder Angreifer Zugriff auf die SPS-Steuerung erhalten? Wem das gelingt, der kann die Steuerung manipulieren, den Produktionsprozess stören und erheblichen Schaden anrichten.
Beispiel: Ein Angreifer erlangt physischen Zugriff auf die SPS-Steuerung und ändert die Programmierung so, dass die Montagebänder beschleunigen. Für die Arbeitenden wird es gefährlich.
Wenn die physische Sicherheit der SPS-Steuerung vernachlässigt ist, können Personen mit böswilliger Absicht direkten Zugriff darauf nehmen.
Beispiel: Während der
Kündigungsphase
verursacht ein Mitarbeiter, der noch physischen Zugriff auf die SPS-Steuerung hat,
absichtlich Schäden an der Hardware.
Dass
SPS-Systemen vernetzt und
in Unternehmensnetzwerke integriert sind, erhöht das Risiko durch Cyberangriffe.
Hacker
könnten versuchen,
Schwachstellen
auszunutzen, um die
SPS-Steuerung zu übernehmen oder zu
manipulieren.
Beispiel: Ein Hacker dringt in das Unternehmensnetzwerk ein und verschafft sich Zugang zur SPS-Steuerung. Er ändert die Produktionsparameter, was zu Qualitätsproblemen oder Ausfällen führt.
Bei der Konfiguration und Programmierung der SPS-Systeme sind Fehler unterlaufen. Das kann zu unerwarteten oder gefährlichen Betriebszuständen führen.
Beispiel: Ein Techniker
konfiguriert versehentlich die SPS-Steuerung so, dass sie eine falsche Schaltfolge für die Montage verwendet. Es kommt zu
fehlerhaften Produkten.
Veraltete Software oder Firmware in SPS-Steuerungen kann
Sicherheitslücken
aufweisen, die von Angreifern ausgenutzt werden können.
Beispiel: Die SPS-Steuerung verwendet veraltete Software, für die bereits bekannte Sicherheitslücken existieren.
Ein Angreifer nutzt diese Lücken aus, um die Kontrolle zu übernehmen.
Um diese Risiken zu minimieren, braucht es angemessene Sicherheitsmaßnahmen. Das können beispielsweise sein:
• die
Segmentierung von Netzwerken
• die
Implementierung von Zugangskontrollen
• die
regelmäßige Aktualisierung von Software und Firmware
• Schulungsmaßnahmen für Beschäftigte
• die
physische Sicherung der SPS-Steuerung
Es gilt,
regelmäßig Sicherheitsbewertungen durchzuführen und
Sicherheitsrichtlinien
zu definieren, zu überprüfen, anzupassen und zu befolgen, um die
Vertraulichkeit, Integrität und Sicherheit der industriellen Steuerungssysteme zu gewährleisten.
"Im Zuge von SPS-Steuerungen werden also durchaus Personendaten verarbeitet, für die der Datenschutz relevant ist. Das gilt vor allem, wenn sie mit individuellen Mitarbeitern in Verbindung gebracht werden oder werden können."
In der
industriellen Automatisierung ist es durchaus üblich, dass Daten zur Betriebsdatenerfassung (BDE) über SPS-Steuerungen laufen und in diesen gespeichert werden. Schließlich spielen
SPS-Steuerungen oft eine zentrale Rolle bei der Erfassung und Verarbeitung von Betriebsdaten. Dabei handelt es sich in der Regel um betriebsbezogene Daten, die
nicht personenbezogen sein müssen.
Dennoch überwiegen die Fälle, in denen
BDE-Daten verarbeitet werden,
die personenbezogene Informationen enthalten.
Im Folgenden einige Beispiele für
personenbezogene BDE-Daten.
Wenn
Mitarbeiteridentifikationsnummern oder Namen in den BDE-Daten erfasst werden, könnten diese Daten als personenbezogen gelten. Diese Infos können relevant sein,
um etwa die Leistung einzelner Mitarbeiter zu bewerten.
Die
Erfassung von Arbeitszeiten und -aktivitäten kann verwendet werden, um die
Anwesenheit und die Arbeitsleistung der Mitarbeiter zu überwachen.
Wenn die BDE-Daten
Qualitätsprüfungen oder -bewertungen enthalten, können diese Informationen verwendet werden, um die
Qualität der Arbeit eines Mitarbeiters zu bewerten.
Die Erfassung von
Stillstandszeiten und Pausen kann dazu verwendet werden, die
Effizienz der Mitarbeitenden zu beurteilen.
Informationen zur Produktionsgeschwindigkeit können dazu verwendet werden, die
Leistung der Mitarbeiter bei der Steuerung von Maschinen und Anlagen zu bewerten.
Im Zuge von SPS-Steuerungen werden also durchaus Personendaten verarbeitet, für die der
Datenschutz relevant ist. Das gilt vor allem, wenn sie
mit individuellen Mitarbeitern in Verbindung gebracht werden oder werden können. Ob dies die Regel oder die Ausnahme ist, hängt von den spezifischen Anforderungen der
jeweiligen Produktionsanlage und Anwendung ab. In
Deutschland
ist in der Regel
der Betriebsrat zu beteiligen.
Die
Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat verschiedene Anforderungen an Datenverarbeitung, die jeder einhalten muss, der personenbezogene Daten verarbeitet. Wie kann Datenschutz im Zusammenhang mit SPS-Steuerungen gefährdet sein?
Um das anschaulich zu machen, betrachten wir das
Beispiel einer Fertigungsstraße zur Automontage.
Laut
Datenschutzrecht
gilt es, den
unberechtigten Zugriff auf Personendaten zu verhindern. Werden personenbezogene oder auf Personen beziehbare Informationen in den Produktionsprozessen beabsichtigt oder unbeabsichtigt erfasst oder abgerufen, liegt ein Zugriff vor.
Welche Personendaten können hier betroffen sein? An der Fertigungsstraße in unserem Beispiel werden
Mitarbeiteridentifikationsnummern
verarbeitet,
Gesichtsbilder
von Arbeitern,
biometrische Daten und
Informationen über Auftragnehmer und externe Dienstleister.
Wenn nicht sichergestellt ist, dass nur die für den Produktionsprozess
unbedingt erforderlichen personenbezogenen Daten erfasst und verwendet werden, führt das schnell zu
Datenschutzverletzungen. Das gilt es aus Sicht des Datenschutzes zu prüfen – in der Regel liegt diese Aufgabe bei Datenschutzbeauftragten.
Werden
zu viele oder unnötige personenbezogene Daten erfasst, verletzt das die Datenschutzprinzipien der
Datentransparenz und Datenminimierung.
Sind personenbezogene Daten nicht
angemessen verschlüsselt oder geschützt, sind sie während der Übertragung oder Speicherung gefährdet.
Angemessene Schutzmaßnahmen (technisch und organisatorisch) sind dann obligatorisch und müssen
von Datenschutzbeauftragten geprüft werden. Das betrifft
alle personenbezogenen Daten, die im Produktionsprozess verwendet werden, einschließlich solcher, die in Geräten oder auf Servern gespeichert sind.
Physische oder technische Probleme wie
Hardwareausfälle
oder
Störungen im Produktionsprozess könnten dazu führen, dass personenbezogene Daten verloren gehen oder verändert werden.
Zu Datenschutzverstößen kommt es auch, wenn keine
Richtlinien zur Datenaufbewahrung vorliegen und es an
Transparenz
fehlt, wie lange personenbezogene Daten im Produktionsprozess aufbewahrt werden.
Stellen Sie sicher, dass SPS-Steuerung überhaupt als relevant für Sicherheit und Datenschutz erkannt ist.
Schaffen Sie eine Übersicht der eingesetzten Systeme für SPS-Steuerung.
Erstellen Sie für SPS-Steuerung eine Sicherheitsrichtlinie, die regelmäßig auf Vollständigkeit und Aktualität geprüft wird und die bei Bedarf geändert oder ergänzt wird.
Sorgen Sie dafür, dass SPS-Steuerung immer über aktuelle Firmware verfügt.
Stellen Sie sicher, dass Geräte zur SPS-Steuerung physisch so geschützt sind, dass Unbefugte keinen Zugang und keinen Zugriff auf die Systeme erlangen können.
Tragen Sie Sorge, dass Systeme zur SPS-Steuerung sicher gewartet werden.
Prüfen Sie, ob für SPS-Steuerung die
Grundsätze der Datenverarbeitung
nach Artikel 5
DSGVO
erfüllt sind, wenn dort personenbezogene oder auf Personen beziehbare Daten verarbeitet werden.
Stellen Sie sicher, dass für SPS-Steuerung eine
Datenschutz-Risikoanalyse
erfolgt ist, die
regelmäßig überprüft
und bei Bedarf angepasst wird.
Stellen Sie sicher, dass SPS-Steuerung in der Regelüberprüfung von Datenschutzbeauftragten auch angemessen geprüft wird.
Setzen Sie für SPS-Steuerung eine angemessene Verschlüsselung ein.
Stellen Sie sicher, dass für SPS-Steuerung Datenspeicherung nur datenschutzkonform vorgenommen wird.
Wir wünschen viel Erfolg, SPS-Steuerungen sicher und DSGVO-konform zu regeln!
Und die Kernfrage: Kann sichergestellt werden, dass Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) angemessen sicher und datenschutzkonform ausgeführt wird?
Bei Datenschutz-Fragen Team Datenschutz fragen.
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